Gibt es "die Beste" Trainingsmethode?
Seilzug-, Geräte-, oder
Freihanteltraining - was ist falsch und was ist richtig??
Gibt es "die Beste" Trainingsmethode überhaupt?
Diese Frage beschäftigt die
Fitnessindustrie schon ewig und ist immer ein Diskussions- bzw. sogar
teilweise ein massiver Streitpunkt.
Es gibt Vertreter jeder
Sparte, die ihre Ansicht des Trainings, als die einzig richtige
sehen.
Das es in Wirklichkeit aber völlig anders ist und es
kein richtig und falsch in diesem Fall gibt, will ich euch hier grob
zusammengefasst kurz erklären. Denn jede Trainingsmethode, also egal
ob Seilzug-, Geräte- oder Freihanteltraining, hat ihre
Daseinsberechtigung. Das entscheidende ist wie so oft, nur eure
Ziele, oder ggf. eure Einschränkungen.
Beginnen
wir mit dem Gerätetraining:
Das Gerätetraining ist die am meist
verbreitete Trainingsmethode, die man aus dem Fitnessbereich kennt.
So gut wie jeder kennt die Bilder und Videos von Bodybuildern und
Sportlern, die an ihren Geräten sitzen und ihre Übungen
absolvieren.
Doch welche Vorteile genau hat das
Gerätetraining?
Es ist die Trainingsmethode, die für jeden
geeignet ist und mit der man normalerweise beginnen sollte.
Die
Erklärung hierfür ist schnell gefunden. Zum einen liegt es daran,
das der Bewegungsablauf vorgegeben ist. Das heisst, ich kann mich als
Beginner viel besser auf die Belastung konzentrieren und muss mich
nicht noch zusätzlich mit mehr oder weniger komplizierten
Bewegungsabläufen beschäftigen. Un zweitens lassen sich die
Trainingsgewichte sehr einfach, simple und fein, auf das jeweilige
Leistungsniveau anpassen.
Alles in allem also perfekt für
jeden. Auch, oder auch gerade für Bodybuilder. Denn beim
Bodybuilding steht das Muskelgefühl und die Hypertrophie im
Vordergrund. Und genau das lässt sich mit vorgegebenen
Bewegungsabläufen perfekt umsetzen.
Jedenfalls bis zu einem
gewissen Punkt, aber dazu später mehr.
Kommen wir zum
Seilzugtraining:
Viele kennen das klassische
Seilzugtraining nur aus dem Rehasport. Dort haben sie auch mit ihren
Ursprung. Durch Bewegungsmuster die denen im Alltag sehr stark
ähneln, erreicht man eine viel schnellere und bessere Regeneration
des Patienten und man kann so leichter ins alltägliche Leben und den
Beruf zurückkehren.
Das Seilzugtraining ist jedoch deutlich
anspruchsvoller, wie viele meinen und birgt gewisse risiken.
Durch
hohe Variabilität der Einstellungsmöglichkeiten, sind
Dreidimensionale Bewegungsabläufe möglich. Diese können sehr
gelenkschonend sein, aber leider auch bei nicht korrekter Ausführung
- ungünstige Belastungswinkel, oder zu viel unkontrollierten
Bewegungen - eher schädlich für die Gelenke und/oder Bänder
sein.
Doch welche Vorteile genau hat das Seilzugtraining?
Eben durch die hohe Variabilität der Einstellmöglichkeiten, können viele Drediemensionale Bewegungen nachgeahmt werden, die den Bewegungen im Alltag extrem ähnlich sind. Zusätzlich sind die Übungen Gelenkschonenender, als bei den Geräten, wenn man alle Vorgaben genau betrachtet. Zudem erreicht man schon eine deutliche Verbesserung der Stabilität in den Gelenken.
Es gilt hier aber die Devise, die prinzipiell in allen
Trainingsmethoden gelten sollte - Qualität der Übungsausführung,
vor Quantität.
Aber reicht das klassische
Seilzugtraining aus? Dazu später mehr.
Das Freihanteltraining:
Kommen wir nun zu dem, was die meisten
Studiobesucher in zwei Lager spaltet. Das klassische
Freihanteltraining und die dazugehörenden Übungen.
Die einen
sind der festen Überzeugung, das Freihanteltraining, vor allem
schwerere Übungen wie Kniebeugen und Kreuzheben, schädlich für die
Gelenke sind. Und außerdem sind die Übungen immer so laut, weil
man, je nach Leistungsniveau, deutlich schwerere Gewichte nehmen kann
und muss, um einen Trainingswirksamen Reiz zu erreichen.
Aber ist das Freihanteltraining
wirklich so schlecht und schädlich für die Gelenke?
NEIN - absolut
nicht! Das Gegenteil ist der Fall.
Vorteile des Freinhanteltrainings:
Das
Training mit freien Gewichten, was ja letztendlich das
Freihanteltraining ist, hat sehr viele Vorteile, die die anderen
Trainingsmethoden nicht explizit so aufweisen können.
Das
wären z.B. die Verbesserung der Kraftqualitäten, die Steigerung der
koordinativen Leistungen in den Bewegungsabläufen, die
Stabilisierung der Gelenke und daraus resultierendem, geringeres
Verletzungsrisiko und zu guter letzt, durch die große Vielfältigkeit
wird das Training an sich nicht wirklich langweilig.
Und durch die
komplexen Bewegungsabläufen, werden mehr Muskeln gemeinsam
beansprucht, was wiederum einen größeren Trainingseffekt auf den
Stoffwechsel hat - er steigt und man verbrennt dadurch deutlich
mehr.
Aber auch hier gibt es eine Schattenseite. Dadurch, das
die Bewegungen "ohne Führung" ausgeführt werden, wird ein noch höheres Maß an Konzentration erforderlich, als z.B. beim
Seilzugtraining.
Deshalb gilt beim
Training mit freien Gewichten der Grundsatz Qualität vor Quantität umso mehr!
Als Beispiel bringen 5 sauber und technisch
korrekte Ausführung beim Kreuzheben mehr, als 10 "hochgekrüppelte"
Wiederholungen, bei denen auch noch technisch abgefälscht wurde.
Kleine Anmerkung zu Kniebeugen
und Kreuzheben:
Kniebeugen ist NICHT schädlich für
die Knie - Aber es ist wichtig, das ich mir das Kniebeugen von
jemanden zeigen lasse, der mir die Bewegungen richtig zeigen,
erklären und korrigieren kann.
Richtiges Kniebeugen lernt man nicht über ein Video
auf Youtube.
Das konventionelle Kreuzheben ist KEINE
Rückenübung. Es wird zwar von vielen im Rückentraining mit
eingebaut, es ist jedoch primär eine Beinübung.
Die unteren
Extremitäten werden am meisten benötigt und die oberen Extremitäten
am wenigsten. Diese "Fehleinschätzung, oder Fehlinterpretation"
kommt vermutlich aus dem Übersetzungsfehler vom ursprünglichen
"Deadlift". Wie man dabei jedoch auf Kreuzheben kommt, ist
mir ein Rätsel.
Eine Ausnahme bilden die Übungen Rumänisches
Kreuzheben, gestrecktes Kreuzheben und Kreuzheben im sitzen. Da wird
die Rückenmuskulatur deutlich mehr belastet und man kann diese
Übungen dann eher zum Rückentraining, als zum Beintraining zählen.
Aber was ist nun "die
beste Trainingsmethode" für einen, bzw. gibt es überhaupt eine?
NEIN - "die Beste" Trainingsmethode gibt es
schlichtweg nicht!
Der Trick ist, alle Trainingsmethoden in
sein eigenes Training mit einzubauen. Und zwar danach, welche Ziele
man mit seinem Training verfolgt.
So ist es z.B. für einen
Beginner wichtig, die Grundlagen der Bewegung und ein Grundaufbau an
Kraft mit Gerätetraining zu erschaffen. Aber es sollte nach einer
gewissen Zeit der Umstieg, bzw. die Erweiterung seines Trainings mit
Seilzugübungen und Freien Gewichten erfolgen.
Mittlerweile
weiß man auch, das man z.B. mit Rehasportlern nicht nur
Seilzugübungen machen sollte, sondern sie ebenfalls zum richtigen
Zeitpunkt (entscheidet der Physio) an Geräte setzt und dann an freie
Übungen heranführt.
Man fängt ja auch nicht an, gleich mit
200kg Kniebeugen zu machen. Mit freien Kniebeugen mit dem eigenen
Körpergewicht, erreicht man schon positive Effekte. Vor allem in der
Reha.
Bodybuilder sollten ihr Training nicht
nur an Seilzugmaschinen und anderen Geräten absolvieren. Das geht
bis zu einem gewissen Punkt, wie ich beim Gerätetraining schon
angesprochen habe.
Aber irgendwann kommt der Punkt, wo ich so viel
Muskelmasse und Kraft aufgebaut habe, das ich mit den Geräten nicht
mehr weiterkomme.
Man schafft es einfach nicht, den notwendigen,
wirksamen Trainingsreiz zu setzen um ein weiteres Muskelwachstum
auszulösen.
Dann ist der Punkt gekommen, wo auch der
Bodybuilder auf das Training mit freien Gewichten umsteigen muss. Zu
Anfangs werden die Gewichte deutlich niedriger sein, wie er es
vielleicht von den Maschinen her gewohnt ist. Aber der Effekt wird
immens sein, wenn alle anderen Faktoren (Ernährung und Regeneration)
passen.
40kg an einer Bizepsmaschine, sind oft keine wirklichen
40kg, die man bewegt. Das hat mit den Last und Hebelverhältnissen
und den "Bewegungskurven" der Maschinen zu tun und ist
vielleicht ein Thema für nen anderen Blog, wenn ihr wollt.
Fassen
wir zusammen:
Jede Trainingsmethode hat ihre Daseinsberechtigung. Aber wenn ihr maximale Erfolge erzielen wollt, solltet ihr nicht nur eine ausgeklügelte Trainingsplanung haben - und damit meine ich nicht die vorgefertigten Pläne aus dem Internet, sondern einen individuellen Plan, der auf euch und eure Ziele zugeschnitten ist - sondern alle Trainingsmethoden berücksichtigen und in eure Trainingsplanung mit einfließen lassen.
In diesem Sinne, bleibt gesund
der Jörg
Kommentare
Kommentar veröffentlichen